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Schnellporträts - Beschreibung

kunst

Über das Schnellporträtzeichnen von Toni All

TONI-KOMMUNIKATIONSBÜRO
Europa
TKB- SCHNELLPORTRÄTZEICHNENBRIEF VOM 11. MÄRZ 2007

Wie ich zum Schnellportraitzeichnen kam

Das erste Porträt, das ich zeichnete, entstand auf dem Mont Martre in Paris. Danach zeichnete ich mehrere Jahre lang in Touristenorten ausführliche Porträts, auch in Farbe, und fertigte Gemälde an, hauptsächlich in Öl. Ich wurde im Zeichnen und Malen immer besser und schneller. Und so kam es, dass ich in den Urlaubsgebieten nicht mehr genügend Modelle fand, die ich porträtieren konnte. Ich suchte Orte, an denen sich noch mehr Leute aufhielten, und gelangte dadurch auf den Rummel. Mein erster Rummel war Speyer - Bretzelfest, 1979. Ich begann wie die Schausteller zu reisen und gelangte so bald auf die größten Volksfeste Deutschlands.

Da ich damals der einzige Porträtzeichner auf den Märkten war, hatte ich überall das Glück angenommen zu werden, auch wenn dies manchmal mit Schwierigkeiten verbunden war, weil sich viele Veranstalter einen Künstler auf dem Markt überhaupt nicht vorstellen konnten. Wie das vor sich gehen sollte, musste ich den Leuten zuerst beweisen, um angenommen und zugelassen zu werden.

Die Menge von Leuten, der Andrang, den ich immer hatte, haben mich dazu getrieben, immer schneller und besser zu werden. Dies führte mit der Zeit dazu, dass ich meine Art zu zeichnen mehr und mehr vereinfachte, bis sie sich schließlich zu einer professionellen Technik entwickelt hatte. 8,86 Sekunden pro Zeichnung und somit der schnellste Porträtzeichner der Welt, zum ersten Mal aufgenommen ins Guinness-Buch der Rekorde 1995. Durch meine Technik erhielt ich eine gewisse Fülle im Bild, nicht zuletzt dank eines breiteren und weicheren Stiftes, der sich mit dem Finger oder der ganzen Hand leicht verwischen lässt. Ich entwickelte auch eine Staffelei speziell für mich, stabil genug, um meiner Wucht standhalten zu können und um die Arbeit mit den Leuten zu beschleunigen. Die mussten sich nicht erst setzen und danach aufstehen, wie es beim Zeichnen im Sitzen üblich ist, was sich als erheblich zeitsparender erwies.

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Wenn Toni All Schnellporträts zeichnet

Wenn ich zeichne, bin ich von einem staunenden und begeisterten Publikum umgeben. Ich fasziniere und begeistere meine Zuschauer mit unübertroffener Geschwindigkeit beim Porträtieren und mit einem Humor, der viele zum Lachen bringt. Oft ist mir gesagt worden, dass ich das Porträt zaubere und nicht zeichne. Manchmal schaut jemand hinten auf die Rückseite meiner Staffelei, um zu sehen, ob da irgendetwas versteckt ist, das diese Fertigkeit zustande bringt. Bei mir langweilt sich niemand. Selbst meine Modelle können mit mir reden und, weil sie so günstig stehen, zuschauen, wie ich sie male, was man auch heute noch bei den wenigsten Porträtzeichnern erwarten kann. Mein Publikum erlebt nicht nur die Attraktion des Zeichnens und Gezeichnet Werdens, sondern jeder nimmt auch eine ungewöhnliche und einmalige Erinnerung mit nach Hause. Eines steht fest, was an dieser Stelle noch zu sagen ist: In der ganzen Geschichte wurde noch keiner von einem Maler auf diese Art porträtiert, möglicherweise nur ähnlich.

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Was hat ein gezeichnetes Porträt an sich?

Was die Zeichnung selbst betrifft, so ist sie mehr als nur die Abbildung einer Person. Schließlich kann das visuelle Aussehen einer Person heute von jedem mit einem Fotoapparat leicht abgebildet werden.

Ich will an dieser Stelle ein Zitat von Pablo Picasso anführen: „Wenn man sieht, was alles durch die Fotografie ausgedrückt wird, dann merkt man, wie vieles nicht mehr Aufgabe der Malerei sein kann. Wieso sollte auch der Künstler fortfahren, Themen zu bearbeiten, die mit der Linse der Kamera so deutlich erfasst werden können? Das wäre absurd, oder? Die Fotografie hat einen Punkt erreicht, so dass sie die Malerei von allem Literarischen, Anekdotischen befreit, sogar vom Thema. Jedenfalls gehört nun eine gewisse Sicht des Thematischen in das Gebiet der Fotografie. Sollten die Maler nun also nicht von Ihrer neu erworbenen Freiheit profitieren und sie dazu verwenden, etwas anderes zu machen?"

Außerdem finde ich es langweilig, ein Gesicht abzubilden, das man ohnehin tagtäglich zur Genüge sieht. In meinen Bildern ist mehr zu sehen. Sie bilden sozusagen die „inneren Werte" oder den Zustand der Person ab, die ich porträtiere. Die „inneren Werte" und der Zustand sind nicht nur auf diesen Moment bezogen, in dem ich jemanden zeichne, sondern auf eine größere Zeitspanne seines Lebens. Manchmal auf sein ganzes Leben oder sogar darüber hinaus. Ich erkenne in dieser sehr kurzen Zeit, in der ich jemanden vor mir habe, in welchem Zustand er sich befindet, wo seine Probleme liegen, was seine Interessen sind, was sein Wert für die Gesellschaft ist, ob er gute, schlechte oder versteckte Absichten hat usw. Und dementsprechend zeichne ich ihn. Das verläuft mehr oder weniger automatisch. So kann es passieren, dass jemand sehr glücklich mit seinem Bild ist, sich noch schöner als je zuvor findet und eine Steigerung seines Selbstvertrauens erfährt. Andere wiederum erkennen sich im Bild nicht wieder, und es gibt auch solche, die sich über ihr Porträt ärgern. Das passiert sowohl während des Zeichnens als auch wenn das Bild fertig ist. Doch es geschieht auch vieles noch danach. Z.B. wenn die Menschen nach Hause kommen und mit anderen darüber reden, mit Kunst oder mit anderen Künstlern in Kontakt kommen oder bei anderen Gelegenheiten. Es kann z.B. passieren, und es ist tatsächlich schon oft vorgekommen, dass jemand eines Tages aufsteht, in den Spiegel sieht, sich anders als sonst fühlt und nachdenklich wird. Dann geht er zu meinem Bild, das an der Wand im Flur hängt, sieht es sich an und sagt zu sich selbst: „So hat er mich gezeichnet. So habe ich mich noch nie gesehen." Einmal habe ich die Scheidung eines Ehepaars erlebt. Der Mann kam eines Tages zu mir und erzählte mir seine Geschichte. Seine Frau war immer wieder wütend auf ihn und machte ihm zum Vorwurf, er sei ein böser Mensch. Sie sagte, er solle sich mein Bild anschauen, das im Schlafzimmer an der Wand hing. Selbst der Maler hätte erkannt, dass er ein schlechter Mensch sei und ihn auf dem Bild als böse dargestellt.

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Wer lässt sich porträtieren?

Von mir gezeichnet zu werden, ist für sich alleine für die meisten Menschen schon ein Erlebnis und Grund genug, sich porträtieren zu lassen. Porträtieren lässt sich jeder, Kinder, Teenager, Erwachsene, Obdachlose und ältere Leute. Ich habe schon Menschen gezeichnet, die über 100 Jahre alt waren. Ob jemand Geld hat oder nicht – wenn er sich anständig verhält, bekommt er immer ein Bild.


Porträtieren und Charakteristiken des Models

Eine Person auf Papier abzubilden, ist bei Weitem nicht bei jedem Menschen gleich. Es besteht im Grunde genommen bei jedem Einzelnen ein riesiger Unterschied. Das schwerwiegendste Kriterium dafür ist der Mensch selbst, sein Charakter und seine Eigenschaften, nicht sein Aussehen. Das reicht von Menschen, die ich überhaupt nicht zeichnen möchte, bei denen ich froh bin, wenn das Bild fertig ist, bis zu Menschen, die ich sehr gerne zeichne, bei denen ich überhaupt nicht aufhören will. Das sind Leute, die allem Guten gegenüber offen und dem Bösen abgeneigt sind. Leute, die nicht in ihrem Denken und Verhalten eingeschränkt sind. Leute, die sich der Werte in diesem Leben bewusst sind.

Alle diese und ähnliche Leute kommen gerne zu mir, und ich habe das Glück, dass ich sie auch gerne um mich habe. Die anderen sind seltener meine Gäste, und wenn, dann habe ich gewisse Schwierigkeiten, manchmal sogar große Schwierigkeiten. Es ist übrigens anzumerken, dass es keinen Unterschied macht, ob die Leute betrunken sind, was auf der Kirmes natürlich keine Seltenheit ist. Diese zwei Kategorien von Menschen sind immer vorhanden und gleich, egal ob betrunken oder nüchtern.

Ein weiteres Problem bei Modellen ist, wenn sie nichts Charakteristisches in ihrem Gesicht haben, keinen Bart, keine Haare, keinen Schmuck, keine wie auch immer gearteten interessanten Merkmale. Andererseits sind solche Modelle natürlich leicht zu porträtieren, weil ich sie schulmäßig, nach einer Schablone sozusagen, zeichnen kann. Diese Art zu zeichnen ermöglicht es mir zwar, viele Menschen zu porträtieren, aber sie ist keine Herausforderung für mich.

Dann gibt es noch die „nicht schönen" Menschen, was natürlich relativ ist. Wer ist schön und wer nicht? Aber sagen wir einfach, es gibt sie, weil es die Gesellschaft so will. Diese Menschen können für mich auf charakteristische Weise inspirierend sein.

Kinder haben auch etwas Besonderes an sich. Sie sind meistens zutiefst begeistert von meiner Arbeit. Ich meine hier meine Arbeit, nicht das Ergebnis. Wo die Erwachsenen meine Arbeit und vor allem das Ergebnis werten, ist das bei Kindern überhaupt nicht der Fall. Kinder sind einfach vom Tun begeistert. Es ist etwas Wunderschönes, sie als Modell zu haben. Selbstverständlich sind nicht alle so. Es gibt auch Kinder, glücklicherweise nicht viele, die völlig abwesend oder aus autoritären Gründen so gestört sind, dass ich keinen Kontakt mit ihnen aufnehmen kann.

Man könnte denken, dass Modelle, die reden und sich viel bewegen, schwieriger für mich zu porträtieren sind. Dass sie ruhig sein müssen, starr, ohne Bewegung. Das ist bei mir nicht der Fall. Modelle sollten so sein, wie sie immer sind. Starr dastehen oder nicht mit mir reden erschwert mir die Arbeit erheblich.

Toni All
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