Die Reichen sind wieder so vermögend wie vor der Krise.

Die Welt. 11.06.2010

Größte Zuwächse in der Region Asien-Pazifik

Frankfurt/Main - Es gibt wieder mehr Millionäre. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Millionärshaushalte auf der ganzen Welt auf 11,2 Millionen, das sind 14 Prozent mehr als noch 2008. In Deutschland wuchs die Zahl der Millionärshaushalte mit 23 Prozent sogar noch stärker. Damit gab es 2009 hierzulande insgesamt 430 000 Millionärshaushalte. Das geht aus dem "Globalen Vermögensreport" der Managementberatung Boston Consulting Group (BCG) hervor.

Weltweit wuchs das Privatvermögen im vergangenen Jahr deutlich: Das Vermögen, das Privatanleger in Bargeld, Aktien, Wertpapieren oder Fonds angelegt haben, legte um 11,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu und stieg auf 111,5 Billionen Dollar. Damit erreicht es wieder das Vorkrisenniveau. 2008 war das globale Privatvermögen im Zuge der Finanzkrise um zehn Prozent eingebrochen und auf 100 Billionen Dollar gesunken.

Die Gründe für die Zunahme im vergangenen Jahr waren das Anziehen der Finanzmärkte sowie das Wachstum der Sparvermögen. In Nordamerika machten höhere Börsenwerte 90 Prozent des Vermögenszuwachses aus. Im asiatisch-pazifischen Raum und Europa ging der Anstieg gleichermaßen auf steigende Aktienkurse und höhere Spareinlagen zurück.

Reichste Region der Erde ist der Studie zufolge Europa mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt 37,1 Billionen Dollar. Das entspricht etwa einem Drittel des globalen Reichtums. Europa ist damit so reich wie nie zuvor, den Stand vor dem Einsetzen der Finanzkrise konnte der alte Kontinent übertreffen. In Nordamerika und Japan fiel die Erholung schwächer aus. Die beiden Regionen sind die einzigen, die noch nicht wieder das Vorkrisenniveau von 2007 erreicht haben.

Die Region Asien-Pazifik (ohne Japan) holt im Reichtums-Ranking gewaltig auf. Die dort angelegten Vermögenswerte wuchsen mit 22 Prozent weltweit am schnellsten. Dahinter folgt Lateinamerika, wo der Wert des Privatvermögens um 16 Prozent stieg. Dieser Trend wird sich laut BCG fortsetzen: "In den Schwellenländern wird das Vermögen vor dem Hintergrund eines starken wirtschaftlichen Wachstums auch weiterhin schneller zunehmen", sagte Ludger Kübel-Sorger, BCG-Geschäftsführer. "Wir erwarten, dass die Vermögenswerte in der Region Asien-Pazifik doppelt so schnell steigen werden wie im Rest der Welt."

In asiatischen Ländern gibt es gemessen an der Bevölkerung auch die meisten Millionäre: In Singapur überspringen 11,4 Prozent aller Haushalte die Millionen-Marke, in Hongkong sind es 8,8 Prozent. In Singapur wuchs auch die Zahl der Millionäre am stärksten, sie stieg um 35 Prozent. Drei der sechs Länder mit der höchsten Millionärsdichte liegen im Nahen Osten: Kuwait, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate. In Europa gibt es in der Schweiz ähnlich viele Wohlhabende: 8,4 Prozent aller Eidgenossen sind im Klub der Millionäre, in Deutschland sind es dagegen nur 1,1 Prozent.

Auf der ganzen Welt zählten 2009 weniger als ein Prozent aller Haushalte zum Kreis der Millionäre. Diese verfügten allerdings über 38 Prozent des weltweiten Privatvermögens. 0,1 Prozent aller Haushalte können auf ein Vermögen von mehr als fünf Mio. Dollar bauen.

BCG erwartet, dass bis 2014 das Privatvermögen jährlich um sechs Prozent wachsen wird. Damit läge es deutlich über der durchschnittlichen Wachstumsrate der vergangenen fünf Jahre, als die Vermögen um 4,8 Prozent zulegten. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Steueroasen geraten aufgrund neuer regulatorischer Vorgaben unter Druck. BCG prognostiziert einen Rückgang des dort angelegten Vermögens bis 2014 von sieben auf sechs Prozent.

* Von Gert Flegelskamp
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